Nix mit "früher war alles besser" - "Kultur von Blizzard" war schon vor WoW fürchterlich
Die Skandale rund um Blizzard fingen erst vor wenigen Jahren an. Aber schon vor WoW herrschten Chaos und miese Arbeitsbedingungen.
Jahrelang galt Blizzard als einer der Vorzeige-Entwickler in der Gaming-Branche. Mit viel Leidenschaft entwickelten die Kalifornier großartige Spieler und stellten sich dabei stets selbst als Gamer und Teil der Community in den Vordergrund. Entwickler wie Chris Metzen waren Rockstars und die Fans waren nicht nur auf der BlizzCon extrem fanatisch, wenn es um "ihr" Entwicklerstudio ging.
Die Zeiten änderten sich aber. Erst zog mit Activision der vermeintliche Teufel ein, es folgten die unfassbaren Skandale und letztlich ging die Firma an Microsoft, womit sich aber auch nicht alles zum Guten wendete.
So entstand über die Jahre der Eindruck, dass es mit Blizzard immer nur bergab ging. Doch dieser Eindruck scheint zu täuschen. Es könnte vielmehr der Fall sein, dass wir heute über die Missstände bei Blizzard einfach besser Bescheid wissen, als das früher der Fall war. Denn wie sich nun nach und nach herausstellt, herrschten auch damals schon viel Chaos und miese Arbeitsbedingungen bei Blizzard.
Überstunden, miese Gehälter und Demütigungen - die "Kultur von Blizzard"
Für sein aktuelles Buch "Play Nice: The Rise Fall and Future of Blizzard Entertainment" hat der Investigativ-Journalist Jason Schreier mit diversen aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern von Blizzard gesprochen und zeichnet damit ein interessantes Bild des Entwicklerstudios.
Während wir von den Verfehlungen der jüngeren Geschichte rund um die Sexismus-Skandale mittlerweile gut Bescheid wissen, zeigt das Buch aber auch auf, dass diese Kultur sich nicht unbedingt über die Jahre entwickelt hatte, sondern schon früh vorhanden war - noch vor World of Warcraft.
Schreier sprach darüber mit Andy Weir, der in den 90ern bei Blizzard beschäftigt war und mittlerweile als Autor von SciFi-Büchern enorm erfolgreich ist. Er hat unter anderem "Der Marsianer" geschrieben, der später mit Matt Damon in der Hauptrolle als "Der Marsianer" verfilmt wurde. Auch sein Buch "Der Astronaut" (Project Hail Mary) wird schon bald verfilmt.
According to Jason Schreier, Blizzard Fired Andy Weir because he didn't fit into their crunch culture.
byu/HiroAmiya230 inwow
Er spricht nicht nur darüber, dass die Bezahlung bei Blizzard schon damals extrem mies war, sondern auch über die schlechten Arbeitsbedingungen. Unbezahlte Überstunden standen an der Tagesordnung und so etwas wie berufliche Weiterbildung oder Arbeitsanleitung gab es schlicht nicht. Zudem bestanden große Teile der Bezüge aus Boni, um die sich Blizzard gerne herumwand. Für StarCraft musste das Team beispielsweise auf sämtliche Boni verzichten, weil das Spiel "nicht pünktlich fertig wurde".
Als sich Weir über die vielen unbezahlten Überstunden beschwerte, lernte er die "Blizzard-Kultur" kennen. Er wurde fortan entweder ignoriert oder gedemütigt auf der Arbeit. "Er passe nicht zu Blizzard" - so die Aussage der Kollegen und Vorgesetzten, ehe Weir nach einem Jahr letztlich gefeuert wurde. Bis dahin hatte er vornehmlich an Warcraft 2: Tides of Darkness gearbeitet.
Auch die "Rockstar-Kultur" bei Blizzard sei damals bereits stark ausgeprägt worden. Die Chefs hielten sich für unfehlbar und stritten oft ausgiebig und lange, um die eigene Meinung durchzudrücken - zulasten der Teams, die oft nicht wussten, in welche Richtung entwickelt werden sollte. Ganz davon abgesehen, dass die Vorgesetzten gerne lieber zockten, anstatt zu arbeiten. So sollen nächtelange Sessions in Ultima dafür verantwortlich sein, dass sich Diablo 2 immer weiter verzögerte.
Für Weir war die Entlassung im Nachhinein ein Glücksfall, wenn er es damals auch anders empfand. Für ihn war der Job bei Blizzard ein Traumjob. Zumindest bis zu dem Moment, an dem er dann wirklich in Irvine arbeitete. Mittlerweile ist Weir ein sehr erfolgreicher Autor und trauert der Zeit bei Blizzard wohl nicht mehr hinterher.
An dieser Stelle müssen wir erwähnen, dass all diese Aussagen auf dem Buch von Jason Schreier basieren. Wir selbst können diese Informationen natürlich nicht verifizieren und daher sind sie mit Vorsicht zu genießen. Es passt aber durchaus ins Bild dessen, was wir in den vergangenen Jahren alles über Blizzard gelernt haben. Zudem hat Weir in unseren Augen keinen Grund, Unwahrheiten über das damalige Blizzard zu verbreiten.
Quelle: Buffed